Ich sitze nun hier und schreibe diese Zeilen bereits in meinem Zimmer in Binghamton. Den Ort, den ich für die nächsten fast elf Monate mein Zuhause nennen werde aber wir starten heute ganz am Anfang. Denn das Abendteuer Juniorbotschafterin für Deutschland hat bereits für mich am 08. August 2021 angefangen.
An meinem Geburtstag ging es für meinen Mann Robert und mich nämlich bereits nach Frankfurt am Main. Wir haben uns entschlossen, bereits am Sonntag zu fahren, um das ganze Abendteuer etwas entspannter angehen zu können. Das war jedenfalls der Plan. Das die Anreise und die Zeit in Frankfurt aber so belastend werden würden, dass ich sogar kurz an der Ausreise gezweifelt habe, hätte ich zu diesem Zeitpunkt nie gedacht.
Wir hatten uns als Ziel zur Abfahrt 12:00 Uhr gesetzt und zu unserem Erstaunen, konnten wir dieses Ziel sogar fast punktgenau einhalten. Nachdem nochmal meine Schwiegereltern vorbeikamen, um mir zu gratulieren und sich zu verabschieden, war es Zeit für den schwersten aller Abschiede. Ich musste meinem Hund Sunny auf Wiedersehen sagen und das möglicherweise für immer. Er ist von Geburt an krank und wie bei alten Menschen kommen im hohen Alter immer mehr Wehwehchen dazu und mit seinen 12 Jahren kann es schon sein, dass ich ihn nicht wiedersehen werde. Dementsprechend war das der schlimmste Geburtstag für mich… bis jetzt. Ich hoffe natürlich, dass dieser Fall nicht Eintritt und es nur ein Goodbye auf Zeit gewesen ist aber dadurch war dieser Tag wirklich sehr belastend für meine Nerven und die mussten leider noch mehr aushalten.
Theoretisch brauchen wir ungefähr sechs Stunden nach Frankfurt am Main. Theoretisch. Der erste Stau stellte sich schon nach nicht mal ganz einer Stunde fahrt ein. Dann rollte es auf der Autobahn und der nächste Stau ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem wir für eine Strecke, die eigentlich ca. zwei Stunden dauert bereits über drei gebraucht haben, war erstmal eine kurze Pause angesagt. Leider stellte sich das Spiel von Stau – es Rollt – Stau – es Rollt dauerhaft ein. Eine kurze Zeit fuhr dann auch ich, um Robert etwas zu entlasten und eigentlich fahre ich gerne Auto aber der Abschied von Sunny hat mir wirklich zu schaffen gemacht und ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Deshalb tauschten wir nach nicht allzu langer Zeit wieder die Plätze und dann erreichten wir auch bald Frankfurt. Mittlerweile war es schon fast um neun und wir hatten so langsam ganz schön Hunger. Also suchten wir eine Pizzeria in der Nähe des Hotels raus und steuerten dieses an. Nach einem kurzen Umweg… sorry Schatz, kamen wir dort auch an. Ich stellte ausversehen zwar die richtige Straße bei Google Maps ein aber habe leider einen falschen Ortsteil von Frankfurt. Erstaunlicherweise hat das unseren Timetable dann aber nicht mehr durcheinandergebracht, weil wir die Pizza zur Sicherheit sowieso zu einer späteren Zeit bestellt hatten und durch den kleinen Umweg waren wir auf die Minute genau bei der Pizzeria.
Zum Hotel dauerte es dann nicht mal vier Minuten aber dieser Tag sollte einfach nicht entspannt enden. Wir kamen dort an und natürlich, wir hatten nicht daran gedacht das Robert ggf. einen negativ Test brauchen könnte, da er seinen Impfschutz erst wenige Tage später vollständig hat. Zu unserer Verteidigung: wir haben bei der Buchung keine Information bekommen und da Robert die zweite Impfung bereits erhalten hatte, war das einfach aus unseren Köpfen raus. Verzweifelt haben wir dann die Rezeptionisten gefragt, wo wir jetzt denn um 21:45 Uhr noch einen Test herbekommen. Du glaubst es nicht aber die Pizzeria, die wir vier Minuten zuvor verlassen hatten, bietet natürlich auch COVID-19 Tests an. Also wieder zur Pizzeria, negativ Test abgeholt und erneut zum Hotel. Den Weg, kannten wir jetzt schließlich.
Zwischendurch hatte sich eine liebe andere Stipendiatin gemeldet und gefragt, wann wir ankommen, dann hätten wir zu der Truppe stoßen können aber ehrlich… nach diesem Tag wollte ich einfach nur noch ins Bett.
Am nächsten Morgen wollte Robert dann unsere Frühstücksbox abholen aber bestellte dieser kurzentschlossen ab. Warum? Das erzähle ich dir in meinem Vlog Ausreise und Ankunft in Amerika.
Am Montag stand dann eigentlich nur für der COVID-19 Test für mich an, da man sich auch trotzt Impfung bei Flügen testen lassen muss und ich wollte noch ein paar Dinge besorgen, die ich ehrlich gesagt vergessen hatte, einzupacken aber zum Glück nichts Weltbewegendes. Abends waren Robert und ich dann nochmal in einem richtig deutschen Lokal essen. Auf meinen Wunsch hin. Ich wollte gerne noch ein letztes Mal deutsche Küche. Danach sollte es eigentlich nur noch ins Hotel gehen, um die letzten Dinge zu erledigen. Klingt nach einem guten Plan, oder? Dachte ich auch. Mein Mann hatte sich aber leider verletzt und so ging es für uns nicht wie geplant ins Hotel. Nein. Meine letzte Fahrt mit unserem Auto ging ins Krankenhaus. Wo wir die letzten gemeinsamen Stunden verbrachten. Denn im Hotel waren wir dann erst wieder kurz vor 24:00 Uhr. Das Wichtigste war aber dass es meinem Mann gut geht. Der Vorfall ließ mich mehr als nur kurz an meiner Ausreise zweifeln. In den ganzen Jahren, die wir jetzt bereits zusammen sind, hat er sich nie verletzt. Das hieß dann erstmal warten, warten und warten. Der Krankenpfleger und die Ärzte waren aber wirklich super lieb. Eigentlich darf man nämlich als erwachsene Person nur alleine in die Notaufnahme warten. Corona und so aber wir erzählten dem netten Krankenpfleger was passiert war und warum wir in Frankfurt sind und da dies unser letzter gemeinsamer Abend für eine lange Zeit sein sollte, durfte ich bei Robert bleiben. Das war zwar nicht wirklich unsere Vorstellung von einem gemeinsamen letzten Abend aber wie sagt man so schön? Besser als Nichts…
Da Robert dann aber am nächsten Tag nicht alleine nach Hause fahren konnte, mussten wir eine Rückfahrt für ihn organisieren. Zum Glück haben wir eine Familie, auf die Verlass ist! Sowohl Robert als auch unser Auto sind wieder gut in Brandenburg angekommen.
Und das war sie… meine Zeit in Frankfurt am Main. Ob ich nochmal nach Frankfurt möchte? Zwangsweise muss ich, da unser Rückflug im Juli 2022 auch nach Frankfurt geht aber Urlaub machen? Ich glaube nicht. Mit dem Kapitel Frankfurt habe ich wirklich abgeschlossen.
Falls es dich interessiert, wie ich es geschafft habe oder grandios dabei verzweifelt bin einen Koffer für ganze 11 Monate zu packen, könnte der Beitrag „Mein Leben in 23 Kilo“ etwas für dich sein. Ansonsten kannst du dich auch auf den kommenden Beitrag freuen, in dem ich über meinen allerersten Langstreckenflug berichte.